10.03.2016

Endlich Gutes und Sinnvolles tun

Für seinen Traum Erzieher zu werden, nimmt Werner Tucht bis zu vier Stunden Fahrzeit täglich in Kauf.

Foto: Copyright: Koordinationsstelle 'Chance Quereinstieg/Männer in Kitas'.

Ursprünglich hatte er mal die Ausbildung zum staatlich geprüften Sozialhelfer gemacht, doch die letzten Jahre war er hauptsächlich als Kundenberater und Kommunikationstrainer im Mobilfunkbereich tätig. Jetzt lernt Werner Tucht im Rahmen des ESF-Bundesmodellprogramms „Quereinstieg-Männer und Frauen in Kitas“ * bei der AWO Dortmund den Beruf des Erziehers.

Was war der ausschlaggebende Grund, jetzt eine Ausbildung zum Erzieher zu beginnen?

Besonders ausschlaggebend war für mich die Erkenntnis, dass mich mein bisheriger Beruf als Kommunikationstrainer im Mobilfunkbereich weder erfüllt noch glücklich gemacht hat. Diese Feststellung war ein Reifeprozess, in dem mir klar wurde, dass die Branche, in der ich arbeitete, mehr Wert auf Profitsteigerung legt als auf das zwischenmenschliche Miteinander. Dies führte letztlich zu meiner Entscheidung, mich an dem Berufszweig zu orientieren, der mir vor vielen Jahren während eines Praktikums, sowie in meiner Ausbildung zum staatlich geprüften Sozialhelfer die meiste Freude bereitet hat. Es vermittelt mir das Gefühl etwas Gutes und Sinnvolles mit meiner Arbeit zu schaffen. Mein Ziel war damals schon, in den Erzieherbereich zu gehen. Das ging als Sozialhelfer aber nur als Ergänzungskraft, welche lediglich einer wackelige Perspektive bietet. Der Personalbedarf legt den Fokus natürlich auf Fachkräfte, nicht auf Ergänzungskräfte.
Durch die vergütete Ausbildung hat sich mir nun eine Möglichkeit eröffnet, endlich das zu tun, was ich damals schon wollte.

Wie wurden Sie auf das Modellprojekt aufmerksam?

Aufmerksam auf das Modellprojekt wurde ich über die AWO Unterbezirk Ennepe Ruhr. Dort war ich für vier Monate als Ergänzungskraft angestellt. Als der Vertrag auslaufen sollte, wurde mir von der Einrichtungsleitung sowie von meiner Gruppenleitung, ein Ausbildungsplatz im Rahmen des Modellprojektes angeboten. Das habe ich natürlich begeistert angenommen.

Hätten Sie die Ausbildung auch ohne Vergütung gemacht?

Das wäre mir absolut nicht möglich gewesen. In meiner Klasse könnte das kaum jemand machen. Vielleicht ginge es, wenn man noch bei den Eltern wohnt. Aber ich habe vorher schon jahrelang gearbeitet, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, da kann ich nicht einfach eine dreijährige Ausbildung machen und dabei kein Geld verdienen.
Auch so ist die Vergütung noch sehr knapp und viele arbeiten nebenher. Das schaffe ich nicht, da bei mir täglich vier Stunden Fahrzeit dazukommen. Die reine Fahrzeit beträgt zwar nur eine Stunde, doch kommen hierzu jeweils etwas weitere Fußmärsche von den jeweiligen Stationen bis zur Schule bzw. bis nach Hause, sowie Umstiege in verschiedene Bahnen. So komme ich jeweils auf zwei Stunden für den Hin- und zwei Stunden für den Rückweg. Ich gehe um 5:45 Uhr aus dem Haus und bin gegen 17:15 Uhr wieder da. Das allerdings nur, wenn alle Verbindungen pünktlich kommen. Neben der Kita und der Schule benötige ich Zeit zum Lernen und für anfallende Ausarbeitungen. Diese Zeit ist für mich durch die erwähnte Fahrzeit natürlich meist sehr begrenzt und fällt daher oft in die Wochenenden.

Vielen Dank für das Interview!

*Bundesmodellprogramm | Informationen zum Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“