16.05.2019

Unsere Kinder werden nicht mit Vorurteilen geboren.

Der Zuspruch für das Bündnis „Klischeefreie Vielfalt in Kitas“ gibt uns Hoffnung, dass wir alle gemeinsam eine Verbesserung in diesem Bereich bewirken können. Im Interview mit Ulrich Silberbach vom „dbb beamtenbund und tarifunion“.

Ulrich Silberbach, dbb Bundesvorsitzender, Copyright: Marco Urban

Ulrich Silberbach ist Bundesvorsitzender des „dbb beamtenbund und tarifunion“, einer der Bündnispartner des Aktionstages „Klischeefreie Vielfalt in Kitas“. Er ist davon überzeugt, dass der öffentliche Dienst, um wirklich für alle Menschen da sein zu können, ein Spiegel der Gesellschaft sein muss. Diversität und die Abkehr von Klischees sei dafür unerlässlich, sagt er im Interview.

Der „dbb beamten bund und tarifunion“ ist Bündnispartner des Aktionstages „Klischeefreie Vielfalt in Kitas“, was uns sehr freut. Was war Ihre Motivation, Bündnispartner zu werden?

Uns hat ganz klar das Anliegen des Bündnisses überzeugt. Die Vielfalt unserer Gesellschaft kann man in unseren Kitas besonders gut sehen. Hier kommen Menschen mit verschiedensten Hintergründen und Vorstellungen zusammen – und finden auch zueinander, denn uns allen liegt das Wohl unserer Kinder am Herzen. Natürlich ist das Zusammenfinden aber bisweilen nicht einfach, und deswegen ist es sehr wichtig, alle Hürden abzubauen, die den Kita-Alltag erschweren.

Unter dem Dach des dbb sind verschiedene Einzelgewerkschaften organisiert, auch mehrere, die im Bereich der frühkindlichen Bildung organisieren. Was können Sie dazu beitragen, Vielfalt in Kitas zu gestalten und die Kinder vorurteilsbewusst zu erziehen?

Die Aufgabe einer jeden Gewerkschaft ist es in erster Linie, die Beschäftigten zu unterstützen. Als Ansprechpartner vor Ort, als Sprachrohr in der Öffentlichkeit und natürlich als 'Anwalt' gegenüber den Arbeitgebern. Die eigentliche Erziehungsarbeit liegt aber natürlich immer in den Händen der jeweiligen Erzieher*innen. Der Umgang mit Vielfalt stellt hohe professionelle Anforderungen an die Fachkräfte vor Ort. Insofern muss es oberstes Ziel sein, in die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften zu investieren und entsprechende Aus- und Fortbildungen anzubieten. Wir wollen für das Thema sensibilisieren und helfen, die entsprechenden Rahmenbedingungen für die Beschäftigten zu schaffen.

Was kann der dbb tun – oder was tut er bereits?

Als Dachverband bilden wir mit unseren Einzelgewerkschaften alle Bereiche des öffentlichen Dienstes ab. Deswegen haben wir uns auf den Weg gemacht, das Thema Vielfalt im öffentlichen Dienst in unseren Verbänden und mit der Politik zu diskutieren. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, für Vielfalt zu sensibilisieren und zu werben – in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes und nicht zuletzt im frühkindlichen Bereich. Wir sind überzeugt, dass der öffentliche Dienst, um wirklich für alle Menschen da zu sein, ein Spiegel der Gesellschaft sein muss. Diversität und die Abkehr von Klischees sind dafür unerlässlich.

Vielfalt in Kitas spiegelt sich ja auch in Teams wider. Wie setzen Sie sich als Gewerkschaft dafür ein, dass mehr Männer in Kitas arbeiten, mehr Menschen mit Migrationshintergrund?

Wir sensibilisieren die Arbeitgeberseite für das Thema und mahnen ihnen gegenüber eine faire und gleichberechtigte Einstellungspraxis an. Daneben unterstützen wir Projekte wie das vorliegende – und freuen uns, dass wir damit nicht alleine sind. Der Zuspruch für das Bündnis „Klischeefreie Vielfalt in Kitas“ gibt uns Hoffnung, dass wir alle gemeinsam eine Verbesserung in diesem Bereich bewirken können.

Kann eine bessere Bezahlung der Erzieher*innen für mehr Vielfalt sorgen?

Ja, davon sind wir überzeugt. Grundsätzlich muss man natürlich mit dem Herzen dabei sein. Es werden aber immer noch zu viele Menschen, die diese Leidenschaft eigentlich mitbringen, von den Verdienstmöglichkeiten abgeschreckt. Das müssen wir dringend ändern.

Warum finden Sie klischeefreie Vielfalt in Kitas wichtig?

Unsere Kinder werden nicht mit Vorurteilen geboren. Es sind wir, die Erwachsenen, die Grenzen ziehen und Unterschiede machen. Unser Schubladendenken geben wir an die kommende Generation weiter, und das beginnt mitunter in der Kita. Das zu verhindern, ist eine riesige Herausforderung, der wir uns aber stellen müssen, und zwar alle gemeinsam. Wir wollen für unsere Kinder morgen eine bessere Welt, und dafür müssen wir heute arbeiten.

Planen Sie etwas zum Aktionstag? Und falls ja – was?

Die Vorbereitungen für den Aktionstag laufen bereits. Wir haben auch schon einige Ideen und müssen uns in den kommenden Wochen entscheiden, was umgesetzt wird. Da ist also alles noch im Fluss und bleibt spannend.