20.12.2018

Silvio Napp, Quereinsteiger

Es gibt Zeiten, in denen man sich zusammensetzen muss, dass sollte die Kita vorbereiten. Das wäre ein schönes Willkommensgeschenk. Dass man miteinander spricht und sich nicht alleine fühlt.

Silvio Napp, Quereinsteiger bei KinderWege in Lübeck im 1. Ausbildungsjahr. Copyright: Koordinationsstelle "Chance Quereinstieg/Männer in Kitas".

Herr Napp, Sie sind im ersten Ausbildungsjahr. Wie geht es Ihnen damit?

Meine Ausbildungskita hat noch keine Erfahrung mit Quereinsteigenden. Ich kann es vergleichen, weil ich schon einmal eine Ausbildung als Tischler gemacht habe. Jetzt empfinde ich es so, als würde man einen Praktikanten für zwei Monate ausbilden. Das ist keine Kritik an der Kita, ich möchte nur die Sachlage erklären, weil ich als Modell auch für die Kita neu bin. Ich habe ein Bild vor Augen, wie eine Ausbildung stattfinden sollte, die so in der Gänze zwar nicht vergleichbar ist, aber so gehe ich ein Stück weit daran. Ich finde zum Beispiel, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Kita noch in den Kinderschuhen steckt. Ich trage halt Dinge aus der Schule mit zur Kita und informiere meine Anleiterin darüber, was ich in der Schule mache. Es ist wichtig, in der Kommunikation zu bleiben, damit die Kita mich fassen kann. Das wird angenommen und wertgeschätzt. Ich denke, dass es da noch das ein oder andere Gespräch geben wird. Die geben sich sehr viel Mühe, das Konzept zu bauen.

Und Sie fühlen sich in der Rolle wohl?

Ja, ich finde es wichtig, denn ich habe ja sonst keine andere Möglichkeit, aus dieser Motivation heraus macht mir das Spaß. Momentan gestalte ich die Ausbildung noch mit, denn es geht ja um mich. Und es sollte schon so sein, dass die Kita auch weiß, dass die Ausbildung auch eine Ausbildung ist.

Haben sie eine Praxisanleiterin?

Die habe ich auch, das klappt, man lernt sich kennen. Die Anleiterin merkt natürlich auch, dass ich ein fertiger Mensch bin. Aber in der Kita müssen sie noch lernen, dass ich zwar ein Mensch mit Lebenserfahrung bin, aber noch eine Ausbildung brauche.

Sie waren vorher selbstständig. Wie ist es für Sie, jetzt weisungsgebunden zu arbeiten?

Eigentlich ist es sehr unkompliziert, weil ich die Anweisungen gerne annehme und auf selbstständiger Basis zu Ende bringen kann. Ich habe gelernt, Dinge zu beginnen und zu Ende zu bringen. Und klar ist: Ich brauche Anweisungen, denn ich kann mir ja nicht den Tagesablauf aus den Fingern saugen.

Was müsste eine Kita machen, um Quereinsteigenden ein schönes Willkommen zu bereiten?

In erster Linie sollten sie sich Zeit nehmen für uns. Das ist das A und O. Es gibt Zeiten, in denen man sich zusammensetzen muss, dass sollte die Kita vorbereiten. Das wäre ein schönes Willkommensgeschenk. Dass man miteinander spricht und sich nicht alleine fühlt.

Was muss passieren, damit Quereinsteigende auch gerne in der Kita bleiben?

Der Arbeitsplatz sollte von Anfang bis Ende immer attraktiv bleiben. Ich finde die Attraktivität gestaltet jede/r mit, der oder die in der Kita arbeitet. Dadurch, dass wir den ganzen Tag sehr persönlich zusammenarbeiten, sollte auch jede/r diese Freiheit zur Gestaltung mit in die Gruppe bringen.

Was für einen Eindruck hatte Sie von der Fachtagung?

Ich wollte wissen, wie es in den anderen Bundesländern so ist. Deswegen bin ich gekommen. Ich habe gemerkt, dass die Konzepte zwar ähnlich sind, aber doch wieder sehr verschieden. Jeder versucht, wie ein Sportler das Ziel zu erreichen. Und das auf  unterschiedlichsten Ebenen mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Ich fand es schön zu sehen, dass es auch in so einer Diskussionsrunde sehr unterschiedliche Meinungen gibt, aber alle eigentlich dasselbe wollen.