21.06.2016

Beratungstelefon zum Quereinstieg

Fragen zur Finanzierung des Lebensunterhaltes stellen so gut wie immer einen Beratungsschwerpunkt dar. Das Interesse am Bundesmodellprogramm ‚Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas‘ ist groß. Auch die Anerkennung von im In- und Ausland erworbenen Berufsabschlüssen beschäftigt die Anrufenden. Das zeigt unsere Zwischenbilanz zum Beratungstelefon.

Die Koordinationsstelle bietet ein Beratungstelefon für Personen an, die an einem Quereinstieg in den Erzieher/innenberuf interessiert sind. Das Beratungstelefon ist an drei Tagen in der Woche für jeweils drei bzw. vier Stunden freigeschaltet. Im Rahmen der Beratungen erhalten Männer und Frauen aktuelle und weiterführende Informationen zu allen Fragen, die individuell auftreten können, wenn ein Quereinstieg in den Erzieher/innenberuf erwogen wird oder bereits begonnen wurde.

Wir haben den Zeitraum Januar 2015 bis April 2016 etwas genauer unter die Lupe genommen.

Beratungen fanden und finden hauptsächlich zu folgenden Themen statt:
  • Die Anrufer/innen bekommen einen Überblick über die individuell möglichen Wege in den Erzieher/innenberuf in dem jeweiligen Bundesland.

  • Berufsbegleitende bzw. praxisintegrierte Ausbildungsmodelle werden in den meisten Fällen als attraktivste und aus finanziellen Gründen einzig gangbare Variante bewertet.

  • Es muss stets festgestellt werden, welche  Zugangsvoraussetzungen die Personen erfüllen und in der Regel dazu beraten werden, wie gegebenenfalls fehlende Qualifikationen/-erfahrungen erreicht werden können.

  • Fragen zur Finanzierung des Lebensunterhaltes während eines notwendigen Vorpraktikums, einer Ausbildung, Umschulung oder der Vorbereitung auf eine Nichtschüler-/Schulfremden-/Externenprüfungen stellen so gut wie immer einen Beratungsschwerpunkt dar.

  • Regelmäßig erreichen uns zudem Anfragen zu Anerkennungs- und Anrechnungsmöglichkeiten der im In- und Ausland erworbenen(fachnahen) Berufsabschlüsse. Anrufer/innen mit fachnahen Berufsabschlüssen setzen sich häufig mit Nichtschüler-/Schulfremden-/Externenprüfungen auseinander. Diese Personen werden mit Informationsmaterial und Kontaktdaten zu den jeweils zuständigen Ämtern/Behörden versorgt.

  • 62 Prozent der Anrufenden fragen von sich aus nach weiterführenden Informationen zum ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas“. Im Zentrum der Beratung stehen Fragen zu den teilnehmenden Einrichtungen, zum Programm und zur Finanzierung. Da Fragen zu den teilnehmenden Einrichtungen, die ab Sommer 2016 mit der Ausbildung beginnen, noch nicht beantwortet werden konnten, besteht weiterhin die Möglichkeit, sich in einen Verteiler einzutragen, über den die Koordinationsstelle informiert, wenn die neuen Projektträger feststehen.
Rege Nachfrage

Das Beratungstelefon zum Quereinstieg wurde im oben genannten Zeitraum mit mehr als 900 Anrufen stark nachgefragt. Über das Kontaktformular und per E-Mail erreichten uns im genannten Zeitraum über 600 Einzelanfragen. Viele derjenigen, die sich haben beraten lassen, fanden eine Ausbildungsmöglichkeit in einem der Projekte, die an dem Bundesmodellprogramm teilnehmen.

Das Beratungstelefon wurde von Männern und Frauen nahezu gleich häufig genutzt. 54 Prozent der Anrufer/innen waren männlich und 46 Prozent weiblich. Der Altersdurchschnitt lag bei den Männern mit 39 Jahren etwas höher als bei den Frauen mit 37 Jahren. Die meisten Quereinstiegsinteressierten meldeten sich aus Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen. Aber auch aus allen anderen Bundesländern wurde unser Beratungsangebot angefragt, vereinzelt sogar aus dem europäischen Ausland.

Der weitaus größere Anteil der Anrufenden übte zum Zeitpunkt des Anrufs einen Beruf aus oder befand sich in Elternzeit. Etwa 23 Prozent gaben an, erwerbslos zu sein. Unter den Anrufer/innen befanden sich beispielsweise Verkäufer/innen, Krankenschwestern und -pfleger, Lehrer/innen, Kauffrauen und -männer, Gastronom/innen, Drucker/innen, Bäcker/innen, Mediengestalter/innen, Sozialarbeiter/innen und Schreiner/innen. Etwa die Hälfte der Anrufer/innen gab an, bereits Erfahrungen in der Kinderbetreuung gesammelt zu haben, die über die Erziehung eigener oder das Beaufsichtigen von Kindern im Familien- und Bekanntenkreis hinausgehen.

Die Anrufenden verfügten fast ausschließlich über eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung. In aller Regel waren ihre Berufsabschlüsse und die Berufserfahrung nicht einschlägig, also anderen Berufszweigen als den pädagogischen zuzuordnen.

Vergütung und gute Zukunftschancen sind wichtige Themen

Frauen und Männer berichteten gleichermaßen davon, dass sie schon lange gerne mit Kindern gearbeitet hätten und es nun endlich auch beruflich anstreben wollen. Für die Entscheidung, dies in ihrer aktuellen Lebenssituation zu tun, wird als häufigster Grund angeführt, dass die Frauen und Männer von der Möglichkeit einer berufsbegleitenden Ausbildung gehört haben, die vergütet wird.

Zudem wurde von beiden Geschlechtern betont, dass sie den Eindruck von einem bundesweiten Fachkräftemangel hätten und daher gute Zukunftschancen in diesem Berufsfeld sehen. Männer beziehen sich zudem sehr häufig auf die positive mediale Berichterstattung zum Thema ‚Männer in Kitas‘ und betonen noch deutlicher, dass ihre Beschäftigungschancen aufgrund ihres Geschlechts nach einer Ausbildung sehr hoch sein werden. Väter junger Kinder berichten ebenfalls sehr häufig davon, dass die Erfahrungen ihrer Vaterschaft und der Elternzeit den Ausschlag gegeben hätten, einen Wechsel in den Erzieher/innenberuf ernsthaft anzugehen. In diesem Punkt besteht ein großer Unterschied zu den Anruferinnen, die Mutterschaft äußerst selten als ausschlaggebende Motivation anführten.

Das Verhältnis von männlichen und weiblichen Anrufenden (54% Männer und 46% Frauen) spiegelt die Situation der Teilnehmenden im ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ wieder. Möglicherweise fühlten sich Männer durch den Namen der Koordinationsstelle im Besonderen angesprochen, dass Beratungstelefon in Anspruch zu nehmen. „Männer in Kitas“ schließt Frauen dem Namen nach nicht ein und stellte sicherlich für eine gewisse Zahl von ihnen eine Hürde dar, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Anruferinnen fragen regelmäßig zu Beginn des Gesprächs nach, ob das Beratungsangebot auch für sie als Frau zur Verfügung stehe. Das bereits erwähnte mediale Klima, das den Wunsch nach mehr männlichen Fachkräften suggeriert, könnte ebenfalls ein Grund dafür sein, dass sich ein derart hoher Anteil an Männern bei uns über Umschulungsmöglichkeiten in den Beruf der Erzieherin/des Erziehers informierten.

Inhaltlich unterschieden sich die Fragen der Frauen und Männer bis auf den Punkt, dass für Mütter aufgrund der Betreuung ihrer Kinder nur Ausbildungsmodelle in Teilzeit ohne Vollzeitauslastung in Frage kommen, nicht voneinander. Alle benötigten Unterstützung dabei, die für sie geltenden Ausbildungs- und Finanzierungsmöglichkeiten zu finden und/oder zu überblicken. Die Beratung sowie die Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Ausbildungsplätzen wurden von den Ratsuchenden häufig als in hohem Maße hilfreich zurückgemeldet.

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