30.05.2018

Auch Leitungspersonal muss qualifiziert werden

Modellprojekt zur Förderung multiprofessioneller Teams in Bayern gestartet. Interview mit Geschäftsführerin des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern e.V.

Foto: privat

Der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen in Bayern hat in diesem Jahr das Modellprojekt „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“ gestartet. Gefördert wird es vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Der Verband wirbt damit, mithilfe des Projekts Personal außerhalb traditioneller pädagogischer Berufe zu gewinnen und sie ins System und die Teams der Kitas zu integrieren. Dazu bietet er eine fünfzehnmonatige Weiterbildung  an. Anlässlich des Starts des Modellprojekts haben wir ein schriftliches Interview mit Maria Magdalena Hellfritsch geführt. Sie ist seit 2016 Geschäftsführerin des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern e.V., dem größten Trägerverband Bayerns. Zuvor war sie als stellvertretende Leiterin des Referats „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales tätig. Sie ist Diplom-Pädagogin (Univ.), Diplom-Sozialpädagogin (FH) und Staatlich anerkannte Erzieherin mit langjähriger Erfahrung als Frühpädagogin.

Frau Hellfritsch, wen genau sprechen Sie mit dem Modellprojekt an und wie ist die Weiterbildung aufgebaut bzw. welche Inhalte vermitteln Sie darin?

Für die Weiterbildung sind Interessierte angesprochen, die gerne in der Kita arbeiten wollen und in der Regel einen Berufsabschluss auf dem Ausbildungsniveau einer Fachakademie haben, das entspricht dem DQR Niveau 6. Die Berufsfelder sollen den Bildungsbereichen des Bayerischen Bildungsplanes zuzuordnen sein wie etwa Sprache & Literacy, Naturwissenschaft und Technik, Umwelt, Mathematik oder Musik. Die Weiterbildung gliedert sich in eine 9-monatige Theoriephase mit 7 Modulen (19 Schulungstage, 7 Reflexionstage, 6 Projekttage, 4 Supervisionstermine, 3 Tage Prüfungsvorbereitung) und eine 6-monatige begleitete Praxisphase in der Kindertageseinrichtung. Inhalte der Theoriephase sind u.a. die Rolle der pädagogischen Fachkraft als Lernbegleiterin, der Zusammenhang von Menschenbild, Bild vom Kind und Bildungsverständnis, gesetzliche Grundlagen, Grundprinzipien im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan, Gruppenpädagogisches Handeln, Interaktion, Kommunikation, Reflexion, Beobachtung und Dokumentation von Lern- und Entwicklungsprozessen. Einen besonderen Stellenwert nimmt auch die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern ein.

Welchen Abschluss haben die Teilnehmenden nach der Weiterbildung? Wie anschlussfähig wird das Zertifikat in der Kitalandschaft sein?

Nach erfolgreichem Abschluss wird ein Zertifikat vergeben, das den Einsatz als Fachkraft in bayerischen Kindertageseinrichtungen, abhängig vom Profil der Einrichtung, neben einer weiteren Fachkraft ermöglicht. Nach 5-jähriger Bewährung kann die zertifizierte Fachkraft im Einvernehmen mit der Aufsichtsbehörde uneingeschränkt als „pädagogische Fachkraft in Kindertageseinrichtungen“ eingesetzt werden. Dies ermöglicht auch eine Leitungstätigkeit. Bereits während der 15-monatigen Weiterbildung können die Teilnehmenden als pädagogische Ergänzungskräfte in den Anstellungsschlüssel eingerechnet werden, das ist auch ein Vorteil für die Träger.

Wie ist das Projekt angelaufen?

Seit Start im Januar 2018 läuft die Weiterbildung sehr gut an. Die Referenten melden eine hohe Motivation der Teilnehmenden zurück und geben ihrerseits zum Arbeitsniveau sehr positive Rückmeldungen. Als Wesentlich sehe ich die Auswahl der Teilnehmenden an. Wir haben hierzu ein standardisiertes dreiteiliges Auswahlverfahren durchgeführt. Insgesamt sind bei uns 67 Bewerbungen eingegangen, 35 Bewerber sind zum Assessment-Center eingeladen worden. 21 Teilnehmende haben sich schließlich für einen Platz in der Weiterbildung qualifiziert.

Die Fachkräfte mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“ sollen in den Kitas den Ausbau multiprofessioneller Teams fördern. Damit das gelingen kann, bieten Sie nicht nur eine Weiterbildung für die angehenden Fachkräfte an, sondern qualifizieren auch das Leitungspersonal der beteiligten Kitas. Was ist Ihre Motivation dabei und wie geht die Qualifizierung vonstatten?

Die Einrichtungsleiterinnen nehmen an einer prozessbegleitenden Beratung teil, die auf Reflexion von Teamentwicklungsprozessen und Weiterentwicklung von Führungskompetenz zielt. Ich bin überzeugt, dass diese Beratung unabdingbar ist, um die Fachkräfte mit besonderer Qualifikation in das bestehende Team integrieren und die Entwicklung der multiprofessionellen Teams adäquat begleiten zu können. Auch auf der Praxisanleitung bzw. dem Mentoring liegt ein wesentliches Augenmerk. Die Anforderungen haben sich hier in den letzten Jahren erheblich verändert. Die große Bedeutung der Praxisanleiter/innen trifft insbesondere auch auf die Begleitung der Kompetenzentwicklung zu, denn hier muss der Transfer der ersten Ausbildung in die pädagogische Arbeit der Kita gewährleistet werden. Außerdem geht es darum, neu erworbenes Fachwissen differenziert auf die Handlungsebene beziehen zu können. Praxisanleiter/innen nehmen bei unserer Weiterbildung daher an einer Qualifizierung teil, die sie darin unterstützt, den neuen Anforderungen professionell gerecht werden zu können.

DANKE für das Interview!