20.12.2018

Daniela Stöffel, Projektleiterin

Auch in Zeiten des Fachkräftemangels sollten wir nicht überlegen, wie wir Fachkräfte auf billigem Weg hereinholen. Sondern überlegen, wie machen wir es für ein breites Spektrum möglich, in die Ausbildung zu kommen.

Daniela Stöffel, Projektleiterin im ESF-Bundesmodellpogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ an der Euro Akademie in Berlin. Copyright: Koordinationsstelle "Chance Quereinstieg/Männer in Kitas".

Was haben Sie von der Fachtagung mitgenommen?

Am meisten fasziniert hat mich der Vortrag von Michael Cremers und Kevin Stützel zum Thema „Team und Vielfalt“, die Studie, und auch das anschließende Gespräch auf der Bühne. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Wir haben ja unsere Studierenden vor Augen und manchmal tauchen in der Praxis Schwierigkeiten auf, die man nicht so genau verorten kann. Wenn man die verschiedenen Teamkonstellationen betrachtet, dann wird einem klar, warum Schwierigkeiten auftauchen, z.B. bei Männern in Kitas. Wenn sie auf so ein Team stoßen, wie es beschrieben wurde, ist es klar, dass es Schwierigkeiten gibt. Das fand ich spannend und hatte gleich zwei meiner Studierenden vor Augen, die sicherlich in so einer Konstellation sind, wo sie nicht als Individuum sondern als Fremdkörper, als Mann, in eine Schublade gesteckt werden, dem aber nicht entsprechen. Auch die anschließende Runde, die ja eigentlich nicht mehr ganz viel mit diesem Fachvortrag zu tun hatte, war spannend. Zum Beispiel das, was Frau Dr. Preissing gesagt hat über die Multiprofessionalität – wenn man ihre Vita kennt, weiß man, wie man das verorten soll, denn natürlich liegt ihr die Pädagogik am Herzen. Aber zu schauen, was nehmen wir noch mit in den  Kitaalltag oder in die Schule an Anderem, das fand ich als Idee nachdenkenswert. Das hat mich beschäftigt. Ich finde die Idee, das Leben in die Kita zu holen, ist toll, aber wie können wir sie umsetzen – ohne dass das auf Kosten der Qualität oder des Stellenabbaus für Erzieher/innen geht? Darüber sollte man weiter nachdenken.

Wie kann man die Zusammenarbeit heterogener Teams gestalten?

Was mir bei der Diskussion ein wenig gefehlt hat, war der Blick auf Gemeinsamkeit in der pädagogischen Arbeit?. Nicht nur die Pädagogik, sondern auch die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz und unser demokratisches Grundgerüst ist wesentlich. Zum Beispiel die Aussage, wir haben einen syrischen Mann, der ist ein toller Pädagoge, aber von Frauen lässt er sich nichts sagen, das widerspricht sich total. Wer kann denn ein guter Pädagoge sein, der sich von einer Frau nichts sagen lässt? Wir müssen uns auf dem demokratischen Level einig sein und in unseren Freiheitsrechten, die für alle gelten und in der Gleichberechtigung – dann ist Vielfalt toll und so wollen wir sie auch den Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen vermitteln.

Es ging auch um Fachkräftemangel und darum Fachkräfte zu gewinnen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Ich stehe voll hinter der DQR6-Vorgabe, daran sollte man nichts ändern und man sollte auch nicht im Rahmen des Fachkräftemangels überlegen, wie wir Fachkräfte auf billigem Weg hereinholen. Sondern überlegen, wie machen wir es für ein breiteres Spektrum möglich, in die Ausbildung zu kommen. Wie bauen wir Hindernisse ab? Das sollte es sein. Nicht, wie setzen wir die Qualität herunter oder verkürzen die Ausbildung oder wie machen wir einen niedrigeren Abschluss zugänglich. Sondern wie können wir es schaffen, zusätzlich Interessierte zu gewinnen, die den gewünschten Qualitätsstandart erfüllen können. Man muss von einem anderen Blickwinkel aus argumentieren.
Mit dem dualen System, das auch vorgestellt wurde auf der Bühne, da konnte ich überhaupt nicht mitgehen. Denn Bildung ist unser wesentlicher Auftrag. Wir wollen die Besten für die Kitas haben, diese Aussage war gut und richtig. Wir wollen die qualitativ beste Ausbildung anbieten. und es mehr Leuten ermöglichen, sie zu machen. Das ist das Ziel.