24.01.2017

Quereinstieg in den Erzieher/innenberuf erleichtern

Erwachsenengerechte Ausbildung, die Vereinbarkeit von Ausbildung, Lernen und Familie, unterschiedliche Rahmenbedingungen in den einzelnen Bundesländern oder der Einsatz von Studierenden als volle Arbeitskräfte - das sind einige der rund 20 Themen, die die Teilnehmenden am ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ bei einem Vernetzungstreffen (Barcamp) in Berlin kontrovers und ergebnisoffen diskutierten.

Foto: Milena Schlösser. Copyright: Koordinationsstelle 'Chance Quereinstieg/Männer in Kitas'.

Am 19. November 2016 fand das erste Austausch- und Vernetzungstreffen für Quereinsteiger/innen statt, zu dem die Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ nach Berlin eingeladen hatte. Bundesweit folgten rund 100 Menschen, die am Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ teilnehmen, der Einladung, sich einen Tag lang mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu vernetzen.

Das Treffen stand unter dem Motto: „Was hilft mir als Quereinsteigerin oder Quereinsteiger meine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren?“

Einige der Quereinsteigenden haben die Hälfte der Ausbildung schon hinter sich, andere sind im ersten Ausbildungsjahr. Doch alle stehen mit der Entscheidung, sich als erwachsene Person mit unterschiedlichen Lebens- und Berufserfahrungen noch einmal neu zu qualifizieren, vor großen Herausforderungen.

„Ich wusste nicht, dass das Projekt so vielfältig ist. Ich bin froh zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinen Problemen. Jetzt weiß ich, dass ich es trotz des Kindes schaffen kann“. (Teilnehmende)

Einige der Teilnehmenden berichteten, dass sie den zeitlichen Aufwand der Ausbildung oft als belastend empfinden. Neben einer 5- oder 6-Tage-Woche, aufgeteilt in Fachschule und Kita, benötigen sie zudem noch Zeit für Hausaufgaben und um zu Lernen. Oft sei es schwierig, alles zu koordinieren, erzählten sie. Viele sind seit Jahren aus der Schule raus, müssen das Lernen erst wieder lernen, haben Kinder und Familie, für die sie Zeit benötigen. Bei einigen sind zudem die Anfahrtswege zur Schule bzw. zum Arbeitsplatz sehr weit.

Es kam auch die Frage auf, ob der klassische Stundenplan für Quereinsteiger/innen passend ist. Quereinsteigende haben schon Lebens- und Berufserfahrung, können auf Kompetenzen aufbauen. Das unterschiedliche Vorwissen der Quereinsteigenden ist aber nur schwer in Lehrplänen zu vereinheitlichen.

Als wichtige Voraussetzung für eine gute Ausbildung nannten die Teilnehmenden eine intensive Zusammenarbeit zwischen Fachschule und Kita. Für viele Einrichtungen ist es neu, Ausbildungsbetrieb zu sein und sich als Lernort Praxis zu verstehen. Hier bietet das Modellprogramm die Chance, Wege für eine gute Verzahnung der Lernorte Kita und Fachschule zu finden und zu erproben.

„Es haben sich fremde Menschen dort getroffen, die das gleiche Ziel haben und Erzieher/in werden möchten. Sie haben ähnliche Nöte und ähnliche Lebensumstände. So eine Gemeinschaft zu erleben, ist etwas Besonderes. Von ihr ging sehr viel positive Energie aus. Der Austausch mit Menschen in einer vergleichbaren Situation war sehr wichtig“, resümiert Ulrike Thörner, die am Austausch- und Vernetzungstreffen teilgenommen hat.

Das Fazit nach einem spannenden Tag der intensiven Auseinandersetzung: Es gibt viele Faktoren, die den Quereinsteigenden dazu verhelfen, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen: Dazu gehören besonders erwachsenengerechte Ausbildungsinhalte, zeitliche Vereinbarkeit von Ausbildung, Familie und Freizeit, regelmäßige Praxisanleitung in der Kita sowie eine gute Zusammenarbeit von Schule und Kita. Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass die Ausbildung angemessen vergütet wird.