10.03.2016

Musik baut Brücken zu den Kindern

Hoo-Nam Cha sieht im Quereinstieg eine große Chance.

Foto: Copyright: Koordinationsstelle 'Chance Quereinstieg/Männer in Kitas'.

Vor drei Jahren ist Hoo-Nam Cha aus Korea nach Deutschland gekommen. Sie hat in Korea Gesang studiert und dort im Chor gearbeitet. Jetzt nimmt sie in Berlin am ESF-Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“ * teil und freut sich darauf, dass sie als ausgebildete Erzieherin bald in Deutschland arbeiten kann.

Jetzt sind Sie mitten im Berufswechsel. Was waren Ihre Beweggründe, diesen Weg zu gehen?

In Deutschland ist es wichtig, eine Ausbildung zu haben, wenn man arbeiten will. Ich habe die Anerkennung, ich habe mein Abschlusszeugnis, aber irgendwie war es nicht so einfach, als Sängerin hier Arbeit zu finden.
Da habe ich mir überlegt, dass ich gerne mit Kindern arbeiten würde und ich das gut mit Gesang kombinieren könnte. Die einjährige Erfahrung in einer Kita, die mir der Bundesfreiwilligendienst angeboten hatte, hat mir gezeigt, dass die Arbeit in der Kita gut zu mir passt. Deshalb habe ich beschlossen, Erzieherin zu werden.

Hätten Sie die Ausbildung zur Erzieherin auch begonnen, wenn sie nicht vergütet wäre?

Ja, ich bin erst mal gar nicht von einer bezahlten Ausbildung ausgegangen und hatte mich schon an mehreren Orten beworben. Mir war es vor allem wichtig, einen Abschluss als Erzieherin zu bekommen, damit ich in Deutschland arbeiten kann. Durch Zufall hörte ich während eines Seminars vom Modellprogramm und bin froh, dass ich diese Ausbildung jetzt machen kann. Das ist für mich eine große Chance.

Sie haben ja schon eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung. Wie ist es für Sie, jetzt noch einmal lernend zu sein?

Der Unterricht in Deutschland ist ganz anders. Hier wird ganz viel diskutiert. In Korea hören wir nur zu, schreiben mit, lernen auswendig und machen dann eine Prüfung. Das ist für mich eine große Umstellung. Ich bin eher ruhig, ich kenne das nicht so mit dem Diskutieren, aber irgendwann kann ich das bestimmt auch. Mit der Sprache habe ich auch noch Schwierigkeiten, aber auch das schaffe ich.

Welche Kompetenzen/Fähigkeiten können Sie im neuen Beruf einbringen?

Über die Musik finde ich leicht Zugang zu den Kindern. Am Anfang dachte ich, es könnte schwierig sein als Ausländerin im Kindergarten zu arbeiten. Vielleicht haben die Kinder Angst vor mir oder fühlen sich fremd. Aber den Kindern ist das ganz egal, sie sind begeistert von mir und meiner Musik.
Im Morgenkreis haben wir begonnen, jeden Morgen zusammen ein koreanisches Lied zu singen. Nach einer Woche fingen die Kinder an, es auch von alleine zu singen. In der Kita, in der ich arbeite, haben 95 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Ich versuche mit internationalen Liedern zu arbeiten, die es auf Arabisch, Englisch, Deutsch, Koreanisch etc. gibt. Im Internet suche ich mir die verschiedenen Texte raus. Ja, über das Singen kann man selbst schwierige Kinder gut erreichen.

Wie reagieren die Eltern der Kinder und das Team in der Kita darauf, dass Sie einen Migrationshintergrund haben?

Bisher fühlt sich alles sehr positiv an. Unter den Eltern gibt es ja auch viele Migrantinnen und Migranten, die auch Sprachschwierigkeiten haben. Ich versuche, mich mit viel Gefühl einzubringen und eine enge Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Das kommt auch bei den Eltern an, und ich bekomme schönes Feedback.

Vielen Dank für das Interview!

*Bundesmodellprogramm | Informationen zum Bundesmodellprogramm „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“