03.11.2019

Luxemburg: Männer in der non-formalen Bildung von Kindern

Ralph Kass, LE GOUVERNEMENT DU GRAND-DUCHE DE Luxembourg, Ministère de l’Egalité entre les femmes et les hommes, will eine kluge Kommunikation des Themas. Er erwartet einen „Spill over“-Effekt auf andere stereotypenbehaftete Berufe.

Foto. privat.

Darf ich mich vorstellen?

Meine Name ist Ralph Kass, bin 44 Jahre alt und bin von der Ausbildung her Diplompolitologe. Seit Dezember 2010 arbeite ich am Ministerium für Gleichstellung zwischen Frauen und Männern, und bin dort in leitender Funktion unter anderem zuständig für Fragen der häuslichen Gewalt, des Menschenhandels und der Prostitution, des Abbaus von Geschlechterstereotypen sowie zur Rolle der Männer in der Gleichstellungspolitik. 

An welches Erlebnis mit der Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ denken Sie gerne zurück?

Ich erinnere mich sehr gerne an die Arbeitsvisite bei Bundesministerin Kristina Schröder im Februar 2011 in Berlin. Die damalige Chancengleichheitsministerin Françoise Hetto-Gaasch besuchte ihre Kollegin, um sich in Berlin über männerpolitische Projekte zu informieren. Im Rahmen eines Fachgesprächs mit VertreterInnen von „MEHR Männer in Kitas“ wurde uns das Programm und dessen Zielsetzung ausführlich erklärt. Die luxemburgische Ministerin zog damals ein sehr positives Fazit über das Projekt, gleichwohl es bis 2017 gedauert hat bis wir hier in Luxemburg ein ähnliches Projekt gestartet haben.

Wir haben in den letzten Jahren im Rahmen des Themenfelds „Männer in Kitas“ in Kontakt gestanden. Wie hat sich das Themenfeld in den letzten Jahren in Luxemburg entwickelt?

Das Themenfeld „Mehr Männer in Kitas“ wurde aufgrund mangelnder personeller Ressourcen im Ministerium für Gleichstellung von Frauen und Männern erst relativ spät in den Vordergrund gestellt. Die Initialzündung brachte die ICMEO-Konferenz im Oktober 2016 in Luxemburg, die sich im Rahmen eines gutbesuchten Workshops eingehend mit der Thematik Männer in CARE-Berufen befasste. Die Abschlusserklärung hielt in Bezug auf das Thema fest:

„Für die Förderung von Männern in Care-Berufen:
- Die zielgruppenspezifische Motivation von Jungen zur Förderung der geschlechtsuntypischen Berufswahl (z.B. Boys' Day), Öffentlichkeitsarbeit zur Verbesserung des Images von Care-Berufen sowie die Förderung gendersensitiver Berufsberatung, Pädagogik und Teamarbeit (institutionelle Organisationsentwicklung).
- Der transparente Umgang mit der Problematik des Generalverdachts gegenüber Männern in der Care-Arbeit durch das Etablieren professioneller Schutzkonzepte vor sexueller Gewalt
- Die Formulierung verbindlicher Aufträge an die Träger von Berufsberatungsstellen und Care-Institutionen, gemischte Teams als Standard zu verankern“.

Die Abschlusserklärung setzte für Luxemburg das Thema, und war demnach auch die wichtige politische Grundlage für das Projekt „Männer in der non-formalen Bildung von Kindern in Luxemburg“ (www.madak.lu), dessen zweite Phase jetzt umgesetzt wird. infoMANN in Luxemburg und das Institut für Gender und Diversity in Berlin sind mit der Realisierung betraut und haben während des Projekts viele relevante Akteure (Sozialträger, Hochschulen, Ministerien, Berufsverbände) für das Thema mobilisiert und an einen Tisch gebracht. Gegenwärtig ist es noch zu früh, um Schlüsse zu ziehen, da wir erst jetzt die konkreten Pilotprojekte in Zusammenarbeit mit den relevanten Trägern umsetzen werden.

Luxemburg verfolgt mit dem Projekt nicht nur gleichstellungspolitische Ziele, sondern knüpft das Projekt auch an arbeitsmarktpolitische Aspekte – Stichwort Fachkräftemangel – und an Themen wie Ausbildungs- und Berufsorientierung.

Was braucht es künftig für das Themenfeld „Männer in Kitas“ in Luxemburg?

Das Thema wird uns noch einige Zeit beschäftigen, da wir ja erst 2020–2021 konkrete Schlüsse aus dem Madak-Projekt ziehen werden. Wichtig sind dabei aber vor allem zwei Aspekte. Zum einen muss es darum gehen das Thema sichtbarer zu machen, um Vorurteile und Stereotype zu entkräften. Wir brauchen eine kluge Kommunikation des Themas, da wir uns auch einen „Spill over“-Effekt auf andere stereotypenbehaftete Berufe erwarten. Zum anderen brauchen wir die Mitwirkung aller relevanten politischen Akteure, denn ohne deren Mithilfe werden wir bei den Themen Abbau von Geschlechterstereotypen in der Ausbildung und in der Arbeitswelt nicht weiterkommen.