06.11.2014

Beratungstelefon

Seit August 2014 berät Tim Frauendorf am Quereinstieg in den Erzieher/innen-Beruf Interessierte aus ganz Deutschland. Wir haben ihn zu seinen Erfahrungen in der Beratung befragt.

Foto: Tim Frauendorf (privat)

Die Koordinationsstelle „Chance Quereinstieg / Männer in Kitas“ hat die Sprechzeiten des Beratungstelefons erweitert.

Ab sofort sind die neuen Sprechzeiten:

Montag von 17 bis 20 Uhr
Mittwoch von 16 bis 20 Uhr
Freitag von 10 bis 13 Uhr

Das Beratungstelefon ist weiterhin unter der Berliner Rufnummer 030 – 501010-939 zu erreichen.

Sie arbeiten mit einer halben Stelle für das Beratungstelefon für am Quereinstieg interessierte Personen. Welchen persönlichen und beruflichen Hintergrund haben die Personen, die bei Ihnen anrufen?

Die Anrufenden verfügen überwiegend über eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung. In aller Regel sind ihre Berufsabschlüsse und die Berufserfahrung nicht einschlägig, also anderen Berufszweigen als den pädagogischen zuzuordnen. Unter den Anrufenden befinden sich beispielsweise Krankenpfleger/innen, Fachinformatiker/innen, Lehrer/innen, Bürokauffrauen und -männer, Grafiker/innen, Chemiker/innen und Studierende.

Frauen und Männer berichten auf Nachfrage gleichermaßen fast alle davon, dass sie schon immer gerne mit Kindern gearbeitet hätten und es jetzt endlich umsetzen wollten. Für die Entscheidung, dies in ihrer aktuellen beruflichen Situation zu tun, gibt es zwei häufig genannte Gründe: Starke Unzufriedenheit mit der aktuellen Tätigkeit und bei Arbeitssuchenden schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, in ihren alten Beruf zurückkehren zu können.

Viele umschulungswillige Männer werden durch die positive mediale Berichterstattung zum Thema Männer in Kitas dazu ermutigt, den Beruf des Erziehers zu ergreifen. Zudem werden die Beschäftigungschancen für männliche pädagogische Fachkräfte in allen Bundesländern als sehr hoch eingeschätzt. Dies ist gerade für Familienväter und von Arbeitslosigkeit Betroffene ein gewichtiger Faktor.

Was sind die häufigsten Fragen?

Die Anruferinnen und Anrufer erkundigen sich hauptsächlich nach den Möglichkeiten, eine berufsbegleitende und/oder verkürzte Ausbildung aufnehmen zu können. Es besteht stets Beratungsbedarf, ob sie die spezifischen Aufnahmevoraussetzungen ihres Bundeslandes erfüllen. Diese unterscheiden sich innerhalb Deutschlands sehr stark. Neben den Ausbildungsbedingungen werden fast immer Probleme mit der Finanzierung thematisiert. Auch in dieser Hinsicht unterscheiden sich die Bundesländer voneinander. Beispielsweise kann die Aufstiegsqualifizierung zur Erzieherin/zum Erzieher für Menschen mit einer abgeschlossener Berufsausbildung nur in einigen Bundesländern über das sogenannte „Meister-BAföG“ finanziert werden.

Die telefonische Sprechstunde richtet sich an Frauen und Männer. Rufen mehr Frauen oder mehr Männer an? Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede gibt es in Hinblick auf ihre Anliegen und Hintergründe? Falls es keine Unterschiede gibt: Wie erklären Sie sich das?

Das Verhältnis von männlichen und weiblichen Anrufenden liegt ziemlich genau bei einem Verhältnis von drei zu zwei. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wodurch dieses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zustande kommt. Möglicherweise fühlen sich mehr Männer durch den Namen der Koordinationsstelle angesprochen. „Männer in Kitas“ schließt Frauen dem Namen nach nicht ein und stellt sicherlich für eine gewisse Zahl von ihnen eine Hürde dar, unser Angebot in Anspruch zu nehmen.
Das bereits erwähnte mediale Klima, das den Wunsch nach mehr männlichen Fachkräften suggeriert, könnte ebenfalls ein Grund dafür sein, dass sich mehr Männer über Umschulungsmöglichkeiten in den Beruf der Erzieherin/des Erziehers informieren.
Inhaltlich unterscheiden sich die Fragen der Frauen und Männer nicht voneinander. Alle benötigen Unterstützung dabei, die für sie geltenden Informationen zu Ausbildungs- und Finanzierungsmöglichkeiten zu überblicken und für sich einzuordnen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie am Quereinstieg Interessierte telefonisch beraten?


Nach meinem Studium der Pädagogischen Psychologie arbeitete ich knapp anderthalb Jahre in einem der 16 Modellprojekte des ESF-Modellprogramms MEHR Männer in Kitas. Im Rahmen dieser Tätigkeit gehörte neben der Organisation von Fachtagungen und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Männer in Kindertagesstätten auch die Beratung über und die Werbung für den Beruf des Erziehers zu meinen Aufgaben. Es bereitet mir große Freude, Menschen auf ihrem Weg in diesen Beruf, dessen Bedeutung für die Entwicklung unserer Gesellschaft gar nicht hoch genug einzuordnen ist, zu unterstützen und zu bestärken.
Neben meiner Beratungstätigkeit für die Koordinationsstelle beschäftige ich mich politisch mit der Verbesserung der Bedingungen von Kindertagestätten auf der Länderebene Niedersachsen und Bremen.
Zudem leite ich seit nunmehr 2 Jahren einen Arbeitskreis für Männer, die in hannoverschen Kitas arbeiten.

Vielen Dank für das Interview.