24.01.2017

Gleich, anders, eigen – (k)ein Problem oder ein Gewinn?

Den Anteil männlicher Fachkräfte in Kitas zu erhöhen, stößt auf eine überwiegend positive Resonanz – bei den teilnehmenden Männern, im Kita-Team und bei den Eltern. In der Praxis stehen männliche Erzieher dann aber oft in einer sonderbaren Spannung zwischen überhöhten Erwartungen und Misstrauen; manchmal schlägt die anfängliche Begeisterung über den männlichen Zuwachs auch in Skepsis um. Gleichwohl gehen neu gemischte Teams über dieses Thema oft hinweg. „Wir sehen das ganz locker!“ oder „Das ist doch kein Thema, wir behandeln alle gleich!“ heißt es dann.

Foto: privat.

Zur Frage der Teamdynamiken in gemischtgeschlechtlichen Teams leitete Gunter Neubauer vom Forschungs- und Beratungsinstitut SOWIT Tübingen einen Workshop mit Koordinator/innen des Bundesmodellprogramms „Quereinstieg – Männer und Frauen in Kitas“.

„Die Gruppendynamik in geschlechterhomogenen und geschlechtergemischten Teams unterscheidet sich deutlich“, sagt Gunter Neubauer. Ein guter Umgang damit gehöre zur Professionalität. Das bedeutet, sich für die Geschlechterdynamik im Team zu sensibilisieren, Schwierigkeiten und Gelingendes im Geschlechterverhältnis zu reflektieren, Konflikte anzugehen – gerade dann, wenn sie eher verdeckt sind – und sich auch auf konzeptioneller Ebene gemeinsam dazu zu vereinbaren. „Eine gute Methode hierbei ist zum Beispiel der Geschlechterdialog, also ein moderierter, strukturierter Gesprächsprozess in und zwischen den Geschlechtergruppen im Team“, gab Neubauer den Teilnehmer/innen der Fortbildung mit auf den Weg.

In der Fortbildung konnten die Teilnehmenden mit aktivierenden Methoden nachvollziehen, dass in rein weiblichen Teams „männlich – weiblich“ als Differenzierungskriterium keine Rolle spielt. Das ändert sich, wenn Männer dazu kommen: Allein schon die Präsenz von Männern und Frauen ermöglicht neue Projektionen und Zuschreibungen. Oft schleicht sich fast unmerklich eine bestimmte Rollen- und Aufgabenverteilung ein, die im Team zu Konflikten führen kann. Eine zentrale Rolle spielen dabei gerade die unausgesprochenen Erwartungen an das Verhalten und die Fähigkeiten des jeweils anderen Geschlechts. So wird von Männern oft erwartet dass sie das Männliche in den Kita-Alltag hereinbringen, handwerklich tätig werden oder mit den Kindern Fußball spielen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Team-Mitglieder ihre Vorstellungen über Männer und Frauen sowie ihre Erwartungen an die Zusammenarbeit mit dem jeweils anderen Geschlecht bewusst machen, sie beschreiben und diskutieren.

Gunter Neubauer ist Mitglied des Experten/innenpools der Koordinationsstelle. Das sind Experten/innen, die sich teilweise schon seit den 1990er-Jahren und länger fachlich intensiv mit dem Thema „Männer/Gender in Kitas“ beschäftigen. Sie sind Teilnehmer/innen unseres einmal jährlich stattfindenden Experten/innen-Treffens, bei dem wir uns über aktuelle Entwicklungen und fachliche Schwerpunkte austauschen.

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